Welttag Griechischer Sprache
09.02.2025
Der Welttag der Griechischen Sprache, der jährlich am 9. Februar gefeiert wird, würdigt die griechische Sprache als ein bedeutendes kulturelles Erbe der Menschheit. Dieses Datum wurde bewusst gewählt, da es den Todestag des Nationaldichters Dionysios Solomos (1798–1857) markiert, der die griechische Nationalhymne verfasste.
In diesem Zusammenhang spielt die Stadt München eine besondere Rolle, da sie nicht nur bedeutende Spuren der griechischen Kunst und Architektur bewahrt, sondern auch als Zentrum der neugriechischen Philologie gilt. Bereits 1898 wurde hier das weltweit erste Universitätsinstitut für „Griechische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit“ gegründet. Unter der Leitung von Karl Krumbacher entwickelte sich das „Münchner Seminar“ zu einer bedeutenden Institution für Byzantinistik und Neogräzistik.
Bis heute wird an der Ludwig-Maximilians-Universität München neugriechischer Sprachunterricht angeboten – nicht nur zur reinen Verständigung, sondern auch als Mittel zur Vermittlung griechischer Geschichte, Literatur und Identität. Die griechische Sprache lebt in München sowohl durch die wissenschaftliche Tradition als auch durch die griechische Gemeinschaft weiter, die das Stadtbild mit ihrem sprachlichen und kulturellen Erbe bereichert.
Maria Lianou, Dozentin für Neugriechisch, gibt in dem folgenden Beitrag einen Überblick über die Geschichte der neugriechischen Philologie in München und deren Bedeutung für die Förderung der griechischen Sprache und Kultur. Der Beitrag wurde in ausführlicher Form bei den Feierlichkeiten am 7. Februar in der Salvatorkirche vorgetragen, organisiert vom Griechischen Konsulat München in Zusammenarbeit mit der Neogräzistik der LMU (siehe Programm). Darüber hinaus haben die Mitarbeiterinnen und Studierenden des Instituts, Dimitra Vrachoriti und Emmanuela Mindrila, im Rahmen der Veranstaltung für ein junges Publikum im Alter von 5 bis 8 Jahren aus dem Werk „Die drei kleinen Wölfe“ von Evgenios Trivizas vorgelesen.
Das Programm finden Sie in griechischer und in deutscher Sprache unten bei den Downloads.
Welttag der griechischen Sprache
Das Erlernen der neugriechischen Sprache an der Universität München
mit einem kurzen Blick auf die Gründungsgeschichte
von Maria Lianou, M.A., Dozentin für Neugriechisch
Zwei griechische Kulturgüter haben die Stadt München, insbesondere im 19. und frühen 20. Jahrhundert, stark geprägt: Die antike griechische Kunst und die griechische Sprache.
München nahm eine Vorreiterrolle ein, sowohl bei der Gründung des ersten Museums für antike griechische Kunst in Europa im Jahr 1830, der Glyptothek, als auch bei der Errichtung des größten Denkmals für die griechische Revolution im Jahr 1862, der Propyläen, das auf antiker griechischer Architektur basiert. Zudem spielte die Stadt eine entscheidende Rolle bei der Gründung des weltweit ersten Universitätsinstituts für „Griechische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit“ im Jahr 1898, dem berühmten „Münchner Seminar“, das von Professor Karl Krumbacher (1856-1909) gegründet wurde.
Karl Krumbacher begann seine akademische Laufbahn in der Klassischen Philologie. In seiner Dissertation unter der Betreuung seines Mentors Wilhelm von Christ (1831-1906), Professor für Klassische Philologie, befasste er sich mit einem Manuskript aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., das mündliche Gespräche enthält. In seiner Habilitation behandelte er das sprachwissenschaftliche Thema „Beitrag zur Geschichte der griechischen Sprache“ (1884).
Seine siebenmonatige Reise nach Griechenland (Oktober 1884 - Mai 1885) erwies sich als ausschlaggebend für seine weitere wissenschaftliche Arbeit. Die Quintessenz seiner Gedanken zur neugriechischen Sprache wurde in einer feierlichen Rede vor der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1902 mit dem Titel „Das Problem der neugriechischen Schriftsprache“ dargelegt. Darin argumentierte er, dass das Neugriechische lexikalisch vom klassischen Griechisch abwich und sich weiterentwickelte, während bis dahin die Ansicht vorherrschte, das Neugriechische sei lediglich der letzte Ableger des Altgriechischen.
Sein Interesse für Texte der byzantinischen Literatur, die in der damaligen griechischen Volkssprache verfasst waren, dürfte durch griechische Studenten in München geprägt worden sein, mit denen er oft verkehrte. Dazu gehörten unter anderem Faidon Koukoules, Manolis Triantaphyllidis, Konstantinos Amantos und viele andere, mit denen er oft verkehrte und die selbstverständlich die damalige Alltagssprache sprachen.
Besonders hervorzuheben ist der bekannte griechische Linguist Manolis Triantaphyllidis (1883-1959), ein Schüler von Karl Krumbacher. Seine "Neugriechische Grammatik", die im öffentlichen Schulwesen unterrichtet wurde, ist weithin bekannt. Er vermachte seine umfangreiche Bibliothek der Philosophischen Fakultät der Universität Thessaloniki und gründete 1959 die Triantaphyllidis-Stiftung. Unter deren Schirmherrschaft wurde das renommierte „Triantaphyllidis´ Lexikon“ herausgegeben. Diese Stiftung leistet nach dem Willen des Stifters bis heute Pionierarbeit, insbesondere bei der „Pflege und Nutzung der Volkssprache sowie der Förderung der Bildung des griechischen Volkes“.
Die mittelalterliche und neugriechische Philologie als akademische Disziplin wurde in München mit Karl Krumbacher als erstem Professor etabliert. Das Münchner Seminar bildete Byzantinisten und Neogräzisten aus, die später an weiteren Universitäten und Forschungszentren in West- und Südosteuropa tätig sein sollten. Zu den herausragenden Absolventen gehören Nikolaos Vais, Sokrates Kougeas, Emmanuel Kriaras, Linos Politis und viele weitere jüngere Wissenschaftler hervor, die maßgeblich die Entwicklung der modernen griechischen Wissenschaft bestimmten.
Das Vermächtnis von Karl Krumbacher für die Neugriechische Philologie in München ist jedoch groß. Im Rahmen des Lehrstuhls für „Griechische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit“ wird seit der Gründung des berühmten Münchner Instituts kontinuierlich und ohne Unterbrechung bis heute Griechisch-Unterricht angeboten. Seit den 1980er Jahren, als die Professur für Neogräzistik innerhalb des byzantinischen Zweigs eingerichtet wurde, fällt die Lehre des Neugriechischen in dessen Zuständigkeitsbereich.
Die neugriechische Sprache wird an der Universität München zwar nach der kommunikativen Methode gelehrt, jedoch nicht nur als Gebrauchssprache, sondern auch als Träger kultureller Werte. Eine so alte Sprache, wie das Griechische, ist mit Bedeutung und einem bestimmten Ethos aufgeladen. Gerade diese Bedeutungen und dieses Ethos versuchen wir, unseren Studierenden zu vermitteln.
Die Lehre des Neugriechischen an der Universität München ist semesterweise auf bestimmten Niveaustufen aufgebaut. Am Ende eines jeden Semesters finden für jede Stufe schriftliche Prüfungen statt, und nur eine erfolgreiche Prüfung führt zur nächsten Stufe. Die erfolgreiche Teilnahme an Neugriechisch-Kursen kann zum Erwerb von Credits (ECTS) oder benoteten Scheinen führen.Bemerkenswert ist, dass Studierende aller Fachrichtungen (hauptsächlich Geisteswissenschaften, aber auch Naturwissenschaften) und Studiengänge (Bachelor, Master, PhD) für Neugriechisch eingeschrieben sind. Bei den Studierenden handelt es sich hauptsächlich um Deutsche, Griechen aus binationalen Ehen , die in der Sekundarstufe kein Neugriechisch gelernt haben, sowie Personen anderer Nationalitäten.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Karl Krumbachers Vermächtnis, sowohl für die Griechischen Studien an der Universität München als auch für die griechisch-bayerischen und griechisch-deutschen Verflechtungen, von großer Bedeutung ist.
Die architektonischen griechischen Spuren des „Isar-Athen“ sind an markanten Orten in der Stadt München sichtbar. Die zahlreichen griechischen Muttersprachler, die in der Stadt München überall präsent sind, bereichern sie täglich mit den klangvollen, rhythmischen und weichen Tönen der zeitgenössischen griechischen Sprache.
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- πρόγραμμα_ημέρα_ελλ_γλώσσας (186 KByte)
- programm_welttag_gr_sprache (171 KByte)